Berufliche Rehabilitation ist mehr als nur Qualifizierung. FĂŒr viele Menschen bedeutet sie einen existenziellen Neuanfang â nach Krankheit, Krise oder langjĂ€hriger Arbeitslosigkeit. Doch was braucht es, damit dieser Wiedereinstieg gelingt? Wie schaffen wir es, nicht nur Arbeitskraft, sondern auch Lebensmut und soziale Teilhabe zu reaktivieren?
Das Projekt âBerufliche Reha stĂ€rken â durch niedrigschwellige Teilhabeförderung im lĂ€ndlichen Raumâ des Vereins sundschĂ€fer e.V. geht dieser Frage auf den Grund â und liefert ganz praktische Antworten. Es richtet sich an Menschen mit multiplen Vermittlungshemmnissen, insbesondere im lĂ€ndlichen Vorpommern, und setzt auf einen Ansatz, der psychosoziale Stabilisierung, Berufsperspektiven und gemeinschaftliche Strukturen verbindet.
Arbeit als Anker â aber nicht um jeden Preis
Im Fokus stehen Menschen, die derzeit keinen Zugang zu regulĂ€ren MaĂnahmen der beruflichen Rehabilitation haben, aber potenziell förderfĂ€hig nach §âŻ51 SGBâŻIX wĂ€ren. Viele von ihnen haben eine seelische Erkrankung, leben in instabilen VerhĂ€ltnissen oder wurden durch pandemiebedingte Belastungen sozial isoliert. HĂ€ufig fehlt es an Alltagsstruktur, Motivation oder schlicht an realistischen Informationen ĂŒber berufliche Rehabilitationswege.
Hier setzt das Projekt an: mit Teilhabeformaten, die nicht Leistung, sondern Entwicklung in den Vordergrund stellen. In begleiteten Gruppenangeboten, Werkstattmodulen, Kreativformaten und Alltagstrainings werden individuelle Ressourcen sichtbar gemacht â ohne Leistungsdruck und mit dem klaren Ziel, eine realistische SelbsteinschĂ€tzung zu ermöglichen. Der Wiedereinstieg in Arbeit wird so nicht zur Ăberforderung, sondern zum Prozess.
Zwischen Coaching, Gemeinschaft und Co-Produktion
Was das Projekt besonders macht, ist sein methodischer Dreiklang aus:
- Psychosozialer Stabilisierung â durch Gruppenstruktur, Alltagsrituale und individuelle Begleitung,
- Partizipativer Arbeitsfeld-Orientierung â durch Praxisprojekte in der Tierpflege, Landschaftsarbeit, Hauswirtschaft oder Ăffentlichkeitsarbeit,
- StĂ€rkung der Entscheidungskompetenz â durch Peer-Beratung, realistische Reha-Informationen und die Möglichkeit, kleine Erfolgserlebnisse zu sammeln.
Dabei kommen Methoden aus der Soziotherapie, der ergotherapeutischen Tagesstruktur und der niedrigschwelligen Eingliederungshilfe zum Einsatz. FĂŒr viele Teilnehmende ist das Angebot eine erste strukturierte Tagesform seit Jahren â und eine wichtige BrĂŒcke zu weiterfĂŒhrenden MaĂnahmen der Reha-TrĂ€ger (DRV, Integrationsamt, Jobcenter etc.).
LĂ€ndliche Lebenswelten im Blick
Besonders im lĂ€ndlichen Raum mangelt es an solchen Ăbergangsangeboten. Der Zugang zu Reha-MaĂnahmen scheitert dort oft an MobilitĂ€t, Isolation oder fehlender Information. Der sundschĂ€fer e.V. begegnet dem mit dezentralen, aufsuchenden Formaten, die auch per Fahrrad, Bus oder zu FuĂ erreichbar sind. Kooperationspartner sind u.âŻa. Sozialpsychiatrische Dienste, lokale Arbeitsvermittlungen, medizinische Einrichtungen und Selbsthilfegruppen.
Mit einem starken Fokus auf soziale Landwirtschaft, tiergestĂŒtzte Interventionen und gemeinschaftliches Handeln gelingt es, klassische Reha-Inhalte lebensnah zu vermitteln. Eine Teilnehmerin beschreibt das so: âIch habe hier zum ersten Mal wieder erlebt, dass ich etwas Sinnvolles tun kann â ohne mich sofort beweisen zu mĂŒssen.â
Ziel: Verstetigung, nicht Betreuung
âBerufliche Reha stĂ€rkenâ will kein Dauerangebot sein â sondern ein Sprungbrett. Ziel ist es, die individuelle Entscheidung fĂŒr oder gegen eine berufliche Rehabilitation bewusst und informiert zu ermöglichen. DafĂŒr wird ein Konzept fĂŒr ein âVor-Reha-Modulâ entwickelt, das auf andere TrĂ€ger ĂŒbertragbar ist. Die Projektergebnisse werden systematisch dokumentiert, evaluiert und mit ĂŒberregionalen Fachdiensten geteilt.
Langfristig geht es darum, LĂŒcken im Reha-System zu schlieĂen, die besonders in strukturschwachen Regionen auftreten. Das Projekt versteht sich daher auch als Impulsgeber fĂŒr bedarfsgerechte Förderstrukturen im lĂ€ndlichen Raum, in Kooperation mit Landesarbeitsgemeinschaften, Gesundheitsregionen und FachverbĂ€nden.
Teilhabe beginnt im Alltag â nicht im Antrag
Was dieses Projekt leistet, ist mehr als Qualifikation. Es ist ein sozialer Möglichkeitsraum, in dem Menschen neue Perspektiven fĂŒr sich entdecken â in kleinen Schritten, aber mit groĂer Wirkung. Die Erfahrungen zeigen: Bevor es um âberuflich verwertbare Kompetenzenâ geht, braucht es StabilitĂ€t, Selbstwirksamkeit und Zugehörigkeit. Erst dann kann berufliche Rehabilitation gelingen.
Teilhabe ermöglichen â gemeinsam Zukunft gestalten
Berufliche Reha ist kein EinbahnstraĂenprozess â sie lebt von Begegnung, Vertrauen und realen BezĂŒgen zum Alltag. Genau hier haben lokale Initiativen, Unternehmen, Bildungseinrichtungen, Vereine und engagierte BĂŒrger:innen eine entscheidende Rolle: Sie können RĂ€ume öffnen, Kontakte ermöglichen und Teilhabe durch Gemeinschaft erfahrbar machen.
Wir laden Sie herzlich ein, Teil dieses Prozesses zu werden:
Als ehrenamtliche Begleiter:innen, die einen Workshop unterstĂŒtzen, zuhören, anleiten oder einfach prĂ€sent sind,
Als Institution, die Einblicke in betriebliche AblÀufe ermöglicht oder Schnupperpraktika anbietet,
Als Netzwerkpartner, der Ideen, RĂ€ume, Werkzeuge oder Wissen teilt,
Oder ganz einfach als Mensch, der anderen Mut macht.
Sie mĂŒssen kein Profi sein â Empathie, Geduld und ein offenes Herz sind oft das Wertvollste. Viele unserer Teilnehmer:innen haben lange keine positiven RĂŒckmeldungen mehr erfahren. Schon kleine Begegnungen â ein GesprĂ€ch auf Augenhöhe, ein gemeinsamer Arbeitsschritt â können eine enorme Wirkung entfalten.
LĂ€ndliche Teilhabe ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, dass berufliche Rehabilitation nicht an der Bushaltestelle endet, sondern in gelebter Inklusion beginnt.
đ Sie möchten sich einbringen? Sprechen Sie uns an:
đ§ mail@sundschaefer.de
đ 0175 / 3727542
đ https://www.sundschaefer.de/mitmachen